Politische Narreteien heute - und zu Heines Zeit
Die politischen Zustände seiner Zeit hat Heine auf vielfältige Weise aufgespießt, was ihm Zuspruch und heftigste Ablehung einbrachte. Als Polemiker war Heine gefürchtet, wobei die aufmerksamen Leser registrieren konnten, wie sehr er unter den politischen Zuständen litt. Sein Wintermärchen zeigt in vielen Verszeilen sein Angerührtsein, sein Leiden an der Gesellschaft eben. (1) Das Wort Narretei zur Bezeichnung politischer Entscheidungen entstammt dem Gedicht Kobes I K(s.u.) und ist von Heine offenbar sehr bewusst auf ganz bestimmte politische Entscheidungen bezogen:1848 für eine Staatsform zu plädieren, die sympolisch auf das Mittelalter verwies, erschien Heine offenbar anachronistisch und damit absurd. Wenn zur Beurteilung der Schuldenbremse auf Heines Verdikt zurückgegriffen wird, dann ist das ein ähnlich hartes Urteil.
Im Jahre achtundvierzig hielt,
Zur Zeit der großen Erhitzung,
Das Parlament des deutschen Volks
Zu Frankfurt seine Sitzung.
Damals ließ auch auf dem Römer dort
Sich sehen die weiße Dame,
Das unheilkündende Gespenst;
Die Schaffnerin ist sein Name.
Man sagt, sie lasse sich jedesmal
Des Nachts auf dem Römer sehen,
Sooft einen großen Narrenstreich
Die lieben Deutschen begehen.
Dort sah ich sie selbst um jene Zeit
Durchwandeln die nächtliche Stille
Der öden Gemächer, wo aufgehäuft
Des Mittelalters Gerülle.
[...]
In einem Kommentar zu dem Gedicht heißt es:
In „Kobes I“ kritisiert Heine die Deutsche Revolution 1848 und die politische Absurdität dieser Zeit. In Heines Erscheinung einer weißen Dame, als Gespenst einer Hausmeisterin, wird die Groteske dieser politischen Situation sichtbar. Heine zieht dabei Parallelen zur mittelalterlichen Vergangenheit und dem Verfall des alten Kaiserreichs, welches symbolisiert wird durch verrottende Insignien und Relikte, sowie einem mit Ungeziefer verseuchten Hermelin, dem Krönungsmantel. Diese Symbole und Bilder der Verwesung und des Verfalls verwenden Heine, um seinen Spott über die Sehnsucht nach einer Wiederbelebung des Kaiserreichs auszudrücken. Das lyrische Ich, in Verkörperung der weißen Dame, empfiehlt humoristisch, dass an Stelle eines gebildeten oder ruhmreichen Anführers, ein Dummer, nämlich Kobes von Köln, als Kaiser gewählt werden sollte. Heine spielt hier auf die politische Unfähigkeit und Willkür der zeitgenössischen Machthaber an und betont dabei, dass deren Entscheidungen auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen werden.
zitiert: https://www.abipur.de/gedichte/analyse/7644-kobes-i-heine.html