Seelandschaft

Siehst du die apokalyptischen Reiter am Horizont?...
"Was wird kommen? Was wird die Zukunft bringen?"

Ich weiss es nicht, ich ahne nichts. (1)

Seit ihren kulturellen Anfängen haben die Menschen wissen wollen, was in naher oder fernerer Zukunft geschehen wird. Spirituelle Kulturen mit ganzheitlichen, bildhaften und der Natur verbundenen Weltsichten (2) haben Himmels- und Naturerscheinungen in ihrer Zeichenhaftigkeit gedeutet und die Natur durchgängig als beseelt erfasst. Als dann die Götter die Welt zunehmend in Besitz nahmen, haben diese den Menschen ebenfalls Hinweise auf das Künftige gegeben, zumeist in verschlüsselter Form. Haruspices = („Seher“) waren etruskische und römische Wahrsager, die etwa Blitze deuteten oder aus den Eingeweiden von Opfertieren weissagten . Von großer Bedeutung war auch die Leberschau (Hepatomantie), denn dieses Organ galt als Mikrokosmos, der den Zustand der Welt widerspiegelt (nach Wikipedia).
Die Verknüpfung von Mikrokosmos und Makrokosmos (Götterwelt) war auch mit den monotheistischen Religionen eine gängige Vorstellung. Oft aber war die Einsicht in den Zusammenhang den Eingeweihten, den Sehern und Propheten vorbehalten, die ihr Wissen dem gemeinen Volk in prophetisch visionärer Sprache kundtaten. Hier haben die Begriffe Apokalypse (altgr. Enthüllung) und Offenbarung (im altestamentatischen und christlichen Sinne) ihren Ursprung. Diese Enthüllungen göttlicher Pläne beinhalten zumeist in die Zukunft verweisende, geschichtliche Verläufe, oft als Androhungen von Katastrophen, die über die Menschen hereinbrechen werden, wobei das Weltenende ambivalent zu verstehen ist. Die kommende Katastrophe kann auch der Beginn eines Neuen, etwa eines Goldenes Zeitalters, verheißen. Vorstellungen dieser Art finden sich gerade in den monotheistischen Religionen; Geschichte ist immer auch Heilsgeschichte, wenn auch vielleicht nur für die Auserwählten nach einem Gottesgericht.
Weiteres findet sich auf dieser Webseite im Menu "Verwörungstheorien unter 3.2 Spezifizierung: Vorwissenschaftliche Welterklärungen und Offenbarungen als Muster.
Und führt ein Weg von diesen frühzeitlichen Vorstellungswelten in die heutige Zeit, wird sich mancher Leser fragen. - wird fortgesetzt
(1) […] Wenn eine Spinne von einem festen Punkt sich in ihre Konsequenzen hinabstürzt, so sieht sie stets einen leeren Raum vor sich, in dem sie nirgends Fuss fassen kann, so sehr sie auch zappelt. So geht es mir; vor mir stets ein leerer Raum; was mich vorwärtstreibt, ist eine Konsequenz, die hinter mir liegt. Dieses Leben ist verkehrt und grauenhaft, nicht auszuhalten." (Søren Kierkegaard: Entweder-Oder 1843, 1. Teil, Diapsalmata.)
(2) etwa Rüdiger Sünner: Wildes Denken (Das Buch zur Eröffnung des Humboldt Forums – spirituelle Kulturen der Welt und ihr Einfluss auf Europas Identität)