Der Dualismus von Privatheit und Öffentlichkeit ...
stand im Zentrum meiner Überlegungen, als diese Webseite konzipiert wurde. Sie sollte auf den Diskurs im öffentlichen Raum beschränkt sein und dessen spezifischen Regeln folgen. Dieses Konzept basiert auf Überlegungen von Hannah Arendt zum Wandel von Privatheit und Öffentlichkeit, wenn sie schreibt:
... Auf der einen Seite wird die Öffentlichkeit zunehmend privatisiert, andererseits nimmt die Veröffentlichung des Privaten zu. Privatheit und Öffentlichkeit unterliegen einem fundamentalen Transformationsprozess.(1)
Unter dem Einfluss des Internets hat sich dieser Prozess dynamisiert, wobei die sozialen Medien wie twitter, facebook und andere die Funktion von Brandbeschleunigern übernommen haben. Zugleich ist die öffentliche Kommunikation zunehmend brutalisiert, die Verpflichtung auf Regeln eines rationalen Diskurses verliert ihre Verbindlichkeit. Die Regeln des öffentlichen Diskurses stehen in der Tradition der Aufklärung, die ihrerseits von unterschiedlichen Seiten angegriffen wird. In einer Zeit, wo die Errungenschaften dieser Moderne gefährdet sind, verroht auch zwangsläufig der öffentliche Diskurs, besonders wenn einzelne Medien, die verfügbar sind, dies begünstigen.
Für diese Webseite sollen die Regeln eines vernünftigen Diskurses im Sinne der europäischen Aufklärung gelten; es sei auf Kants Manifest der Aufklärung Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? 1784 verwiesen (2).
Goyas Capricho 43: Der Schlaf / Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer. (s. Abb.) verweist aber, und das darf nicht verschwiegen werden, auf die Nachtseiten des menschlichen Denkvermögens. Kant selbst ist kein naiver Optimist gewesen und hat diese Seite der menschlichen Natur im Begriff des radikal Bösen festgehalten. Das Spiel mit den Möglichkeiten des Verstehens, auch den Abgründen, ist in dem Capricho von Goyas vorgegeben: Denn das spanische Wort für Schlaf heißt sueño und kann ebenso Schlaf wie Traum bedeuten. Wenn die Vernunft schläft, dann fehlt die Kontrollinstanz der menschlichen Vernunft. Andererseits sind es aber die Traumsituationen, die zu Visionen des Grauens und Schreckens heranwachsen können. Gerade die Romantik, die der Epoche der Aufklärung folgt, fühlte sich von den Nachtseiten der menschlichen Natur magisch angezogen und hat die Tiefen der menschlichen Psyche zu ergründen versucht. Mehr zu Goyas Capricho 43 hier.